„Heißes Wasser reinigt am besten!“ – ein häufiger Irrtum mit Konsequenzen für das Saugsystem
Häufig wird angenommen, dass warmes oder heißes Wasser zum Reinigen grundsätzlich am besten ist, ähnlich wie beim Geschirrspülen. Doch dieser Irrtum kann das Saugsystem langfristig vor Herausforderungen stellen. Denn während beim Geschirrspülen heißes Wasser gut ist, um beispielsweise fettige Speisereste zu lösen, liegen beim Saugsystem ganz andere Bedingungen vor. Was wir bei der Desinfektion und Reinigung von Absauganlagen „wegspülen“ müssen, um den einwandfreien und hygienischen Betrieb zu gewährleisten, sind keine Fette, sondern Eiweiße – hauptsächlich Speichel und Blut. Wer schon einmal in der Küche mit Hühnerei gearbeitet hat, hat eine gute Vorstellung davon, wie Eiweiß auf Wärme reagiert: es stockt und verklumpt. Der Fachmann sagt dazu Proteine „koagulieren“.
Vergleichbar mit Fieber im menschlichen Körper
Was mit menschlichen Eiweißen geschieht, wenn sie zu stark erhitzt werden, ist im Prinzip dasselbe. Das ist auch der Grund, weshalb eine Körpertemperatur ab ca. 40 °C für den menschlichen Körper gefährlich werden kann. Dasselbe gilt für das Saugsystem in der Zahnarztpraxis. Kommt es zur Koagulation von Blut und anderen Eiweißen, können diese im schlimmsten Fall das gesamte System blockieren und zum Ausfall führen. Warmes Wasser von 40 °C und mehr sollten deshalb niemals ins System gegeben werden. Weder ins Mundspülbecken noch in den Absaugbehälter mit der Reinigungs- und Desinfektionslösung.
Was empfiehlt der DAHZ?
Im maßgeblichen Leitfaden des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin, kurz DAHZ, wird ebenfalls explizit eine Spülung des Schlauchsystems der Sauganlage nach jeder Behandlung mit kaltem Wasser gefordert. Wer etwas anderes tut, bewegt sich jenseits der DAHZ-Empfehlungen.
Was ist zu tun, wenn bereits mit heißem Wasser gearbeitet wurde?
Wer regelmäßig warmes oder heißes Wasser in die Anlage gibt, stellt vermutlich eine reduzierte Saugleistung fest. Dies ist die Folge der Ablagerungen aus gebundenen Eiweißrückständen im System. Damit diese Ablagerungen nicht weiter zunehmen, sollte zukünftig nur noch kaltes Wasser eingesetzt werden. Zusätzlich ist zu empfehlen, das Saugvolumen an der Einheit überprüfen zu lassen. Dürr Dental bietet eine solche Messung als kostenfreien Service für Zahnarztpraxen an und berät bei Bedarf ebenfalls kostenfrei zu Optimierungsmaßnahmen bei reduzierter Saugleistung.
Die Saugleistung ist entscheidend
Eine Sauganlage muss am großen Handstück eine Saugleistung von rund 300 l/min erreichen, um die Bildung von infektiösen Aerosolen zu vermeiden. Das bestätigt die S1-Leitlinie der DGZMK „Umgang mit zahnmedizinischen Patienten bei Belastung mit Aerosol-übertragbaren Erregern“. Ablagerungen und Verstopfungen durch Blut, Sekret, Prophylaxe-Pulver und andere Materialien können die Saugleistung mindern. Rund die Hälfte der Anlagen ist betroffen und erfüllt nicht die Leitlinie. Was tun?
